Henziross Eugen, * 24.6.1877 Niederbuchsiten, † 13.6.1961 Bern

Der in Niederbuchsiten geborene Eugen Henziross war als Maler, Grafiker und Zeichenlehrer tätig.
Er schuf auch Plakate und Illustrationen für „Die Basler Fliegenden Blätter“, „Die Schweiz“ und den „Jugendborn“. Von 1908-1921 unterrrichtete er an der Städtischen Zeichenschule und an der Gewerbeschule Bern. Seine teils vom Jugendstil beeinflussten graphischen Arbeiten, insbesonderere Plakate, zeugen ebenfalls von seinem hohen Können.


Plakat-Lithographie Bern-Lötschberg-Simplon

 


Biberist von der Lohn-Höhe aus (Öl auf Leinwand)

 


Erste Auflage 1920

 


Eugen Henziross als Illustrator von Schulbüchern

 


Blumenstrauss in Vase (Öl auf Leinwand)

Plakat-Lithographie – Schützenfest Emmenthal

Aus dem Kalender „Lueg nit verby“, Jahrgang 1938

Eugen Henziross

Von Dr. J. D. Kehrli, Bern

Eugen Henziross ist am 24. Juni 1937 sechzigjährig geworden. Wer gäbe dem Lebensfrohen dieses Alter! Wie blitzt es jugendfroh in seinen Augen, wenn er von seiner Heimat, seiner Kunst spricht. Der verstorbene Professor Weese in Bern nannte ihn einst den temperamentvollen Solothurner. Auf diese Äusserung darf Eugen Henziross stolz sein. Solothurner ist er mit Leib und Seele, und an Temperament hat es ihm nie gefehlt. So hart er sich durchkämpfen musste, nie hat er mit dem Schicksal gehadert und immer den Kopf oben behalten.



Eugen Henziross

Als Sohn schlichter Bauersleute ist er am 24. Juni 1877 in Niederbuchsiten, seinem Heimatorte, geboren worden. Sein von ihm mit besonderer Hingabe gemaltes väterliches Haus zeigt die währschaften Formen des Solothurner Bauernhauses. Inmitten einer kraftstrotzenden Landschaft ist er aufgewachsen, seinen Eltern und seinen Brüdern eifrig mithelfend bei all den tausend Arbeiten, die ein Bauernbetrieb erheischt. Schon sehr früh regte sich seine Lust am Zeichnen. Erwischte er eine Kreide, so versuchte er seine Zeichenkünste gleich am Scheunentor. „Da galt es aufzupassen, dass es nicht Streiche absetze“, erzählt er in glückhafter Erinnerung an jene Zeiten. Bis 1896 besuchte er die Kantonsschule in Solothurn. Er wird „Wengianer“ und ist es auch als alter Herr geblieben mit ganzer Hingabe. Kaum der Schule entlassen, kann er sein erstes Brot verdienen als Lehrer in Bättwil im Leimental. Nahe der Stadt Basel, besuchte er von dort aus Kurse der Kunstschule. Fritz Schnider, der geschätzte Maler, wird sein erster Lehrer. Dieser verhalf ihm auch zum ersten Erfolge.

Der Illustrator und Lehrer

Auf seine Empfehlung hin konnte er die „Basler Fliegenden“ illustrieren helfen. Wir können uns vorstellen, dass Eugen Henziross mit seinem stark entwickelten Sinn für das Fröhliche seine Auftraggeber zufrieden gestellt hat. Olten ist seine zweite Station. Dort wirkt er als Lehrer und namentlich als Zeichenlehrer. Um einen Fähigkeitsausweis zu erhalten, geht er mit Selbstverdientem nach Winterthur an das Technikum. Dort erwirbt er das Zeichenlehrerdiplom und wird bald darauf, 1908, an die Zeichnungsklassen und als Lehrer für Zeichnen an die Gewerbeschule nach Bern gewählt. In der Bundesstadt hat er seine zweite Heimat gefunden. Die Ferien nützt er aus zu Studienreisen nach Italien, wohin es ihn immer wieder zieht (eine Tochter hat sich inzwischen nach Florenz verheiratet). In München, Berlin besucht er fleissig die Galerien. Er erfüllt die Bedingungen, um Mitglied der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA) zu werden. Er wird auch ein eifriges „Werkbund“-Mitglied. Wiederholt wird er bei Plakatwettbewerben mit ersten Preisen ausgezeichnet. Regelmässig beschickt er bernische und schweizerische Ausstellungen. Ein guter Lehrer zu sein und selbst immer wieder zu lernen, ist sein Ehrgeiz. Diese Jahr kann er auf eine dreissigjährige Lehrtätigkeit im Dienste der Gemeinde Bern zurückblicken.

Der Maler

Herkommen und Naturell waren von jeher entscheidend für die Ausdrucksweise eines Malers. Die an Kontrasten reiche Solothurner und Berner Landschaft, sie spiegelt sich wieder in den Bildern von Eugen Henziross. Man betrachte mit Musse die farbige Wiedergabe seines Vaterhauses. Er bevorzugt starke, wenig gebrochene Farben. Die Umrisse arbeitet er kräftig heraus. Man spürt in ihm den Alemannen sofort heraus. Schummrige, lichtdurchzitterte Landschaften, wie sie den Franzosen eigen, sind ihm fremd. Herb, wie die Scholle seiner Solothurner Erde, ist seine Malweise. Er bevorzugt die abwechslungsreiche, von Hügeln und Bergen durchsetzte Landschaft. Die Bildausschnitte sind gut gewählt und sicher in Szene gesetzt. Die Bilder fallen nicht auseinander. Die Figur wird in sinnvolle Beziehung zur Landschaft gesetzt. Das Symbolhafte liegt ihm weniger; er ist zu sehr mit der Wirklichkeit verbunden. Wir kennen auch klar erfasste und schmissig hingemalte Porträte von Eugen Henziross. Eine besonders glückliche Hand hat er im Stilleben. Wir erinnern uns an Blumenstücke, die als ausgezeichnete Leistung angesprochen werden können. Immer malt er mit Hingebung, Schluddrigkeit ist ihm fremd.

Der Graphiker

Eugen Henziross hat sich von jeher auch als Graphiker betätigt. Er weiss, was es zu einer guten Graphik braucht. Ob es sich um ein Signet, ein Plakat handelt, immer versteht er es, sich auf das Wesentliche zu beschränken und es mit einfachen Mitteln hervorzuheben. Seine tüchtige Schulung als Zeichner kommt ihm hier zu statten. Schwarz-weiss-Kontraste in gute Verbindung mit der Schrift zu bringen, macht ihm keine besonderen Schwierigkeiten. Im Auftrag der Eidgenössischen Postverwaltung hat er eine schöne Zahl jener Landschaftsvignetten gezeichnet, die mit dem Markenbild unserer Postkarten gut harmonierten. Klar trat die Landschaft in Erscheinung. Wir haben nie verstanden, weshalb diese Graphiken durch mehr oder weniger zufällige Photographien ersetzt worden sind. Die Zahl seiner Werbegraphiken ist gross. Auch im politischen Plakat hat er sich wiederholt erfolgreich betätigt. Sein angeborener Sinn für das Politische half ihm nicht wenig, die gestellte Aufgabe zu lösen. Wo es angeht, wie beispielsweise auf Menukarten, lässt er seinen köstlichen Humor walten. Auch in der Glasmalerei ist er zuhause. Er befolgt die bewährten Gesetze dieser uralten Kunst. Seine Schützenscheibe für die Berner Stadtschützen hat ihm mit Recht Lob eingetragen. Noch viele andere gute Wappenscheiben aus seiner Hand schmücken Privatwohnungen im Kanton Bern. Eugen Henziross ist trotz seiner sechzig Jahre noch lange kein alter Mann. Wir freuen uns darüber und beglückwünschen ihn zu seiner Lebensbejahung, die sich in seiner Kunst so sympathisch äussert.

Die Entdeckung dieses Artikels verdanken wir alt Stadtarchivar Eduard Fischer, Olten. Er hat ihn freundlicherweise für die Publikation auf unserer Website zur Verfügung gestellt. A. G.