Zur Einführung

„Das Miteinander von Alt und Neu ist tatsächlich anregend – und relativiert im guten Sinne.“
Dr. Christoph Vögele, Direktor Kunsthaus Solothurn

Wer sich mit der Malerei aus den Region Olten in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts befasst, stösst auf rege Kunstaktivitäten und begegnet den Namen Hans Munzinger (1877-1953), Eugen Henziross (1877-1961), Paul Schürch (1886-1939) und Fritz Voirol (1887-1928). 
Sie alle waren allgemein anerkannte Künstler, deren Werke sowohl von privaten Sammlern als auch von Kunstvereinen und Museen angekauft wurden.

Es ist bemerkenswert, dass sich gleichzeitig auch eine Kunstszene in der Nachbarstadt Aarau entwickelte, die noch weit umfangreicher war. Dies hängt wohl damit zusammen, dass die Kantonshauptstadt eine gewisse kulturelle Attraktion ausübte und zudem eine Malschule unterhielt mit einem Lehrkörper, der einerseits selber künstlerische Aktivitäten entfaltete und anderseits junge Künstler anzog.

Interessant ist die Tatsache, dass zwischen den beiden Kantonen auf kultureller Ebene ein Austausch stattfand. So hatten die Aargauer Künstler der Gesellschaft Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA) beispielsweise die Gelegenheit – organisiert vom Kunst-verein Olten – ihre Werke 1928 im Konzertsaal Olten auszustellen.

Das für diesen Anlass geschaffene Plakat des Aarburger Malers Charles Welti überzeugt durch feinen Humor und künstlerische Qualität.

Es wäre ein spannendes Thema für eine Diplomarbeit, diese interkantonale Beziehung auf Grund der Akten weiter zu untersuchen.

Sicher ist, dass die Aarauer Gruppe untereinander freundschaftlich eng verbunden war, sich regelmässig im „Rössli“ in Zeglingen traf und des öftern gemeinsam an Ausstellungen teilnahm.
Die Kontakte blieben sogar bestehen, als Ernest Bolens – Gründungsmitglied der Aargauer Sektion der GSMBA 1904 – ins Baselland zügelte.

Die Charaktere der Oltner Gruppe waren wohl zu unterschiedlich um ähnliche Beziehungen pflegen zu können. Man weiss jedenfalls, dass der introvertierte und von Selbstzweifeln geplagte Hans Munzinger das Heu nicht auf der selben Bühne hatte wie beispielsweise Paul Schürch, der nach seiner Heimkehr aus Deutschland verkündete, er habe an der Münchner Malschule nichts mehr dazu lernen können.

Die Maler jener Epoche hatten ihr Rüstzeug meist in den damaligen Kunstmetropolen Karlsruhe und München erworben, wurden jedoch schon bald danach mit dem Impressionismus aus Frankreich konfrontiert, welcher einen beträchtlichen Einfluss auf die gesamte Kunstwelt ausübte. Wenig später folgten Jugendstil, Fauvismus, Kubismus und Expressionismus, neue Strömungen, welche ebenfalls zu verarbeiten waren.

Verschiedene Maler aus der Schweiz trugen Wesentliches zu dieser Entwicklung bei. Es sind Namen zu nennen wie Ferdinand Hodler (1853 – 1918), Giovanni Segantini (1858 – 1899), Felix Valloton (1865 – 1925), Giovanni Giacometti (1868 – 1933) und andere.

Die Reaktionen der Oltner und Aarauer Maler auf diese Herausforderungen sind in dieser und den kommenden Ausstellungen zu erkennen. Sie fielen recht unterschiedlich aus: Während zum Beispiel Paul Schürch und Hans Munzinger unbeirrt ihren Weg gingen, zeigt sich bei Fritz Voirol oder Eugen Henziross deutlich der Einfluss dieser neuen Stilrichtungen.

Es ist wohl unbestritten, dass diese zwei Künstlergruppen in ihrer Epoche Wesentliches zum kulturellen Leben der beiden Städte und Kantone beitrugen, und dass es die hohe Qualität ihrer Arbeiten verdient, weiterhin beachtet und gepflegt zu werden.

Mögen unsere Sammlung und die Ausstellungen dazu einen bescheidenen Beitrag leisten.

Trudy und Alex Grendelmeier