Der Malerkreis aus der Region Aarau in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Wie bereits in einem früheren Text erwähnt, waren verschiedene Aar(g)auer Künstler miteinander gut befreundet und stellten oft in wechselnder Zusammensetzung gemeinsam aus. Als Beweis diene dieses humorvolle und gestalterisch überzeugende Plakat von Ernest Bolens. Es wirbt für eine Ausstellung in der renommierten Galerie „Wolfsberg“, bei der gleich sechs Maler beteiligt waren.

Von links nach rechts sind zu sehen: Dackel „Köbi“ (Jagdhund von Bolens) Jakob Wyss (1876-1936) Max Burgmeier (1881-1947) Otto Wyler (1887-1965) Otto Ernst (1884-1967) Ernest Bolens (1881-1959) und Franz Josef Adolf Weibel (1870-1952)

Gemeinsame Mal-Projekte

Künstler aus dem Aarauer Kreis schufen nicht selten auch gemeinsam Fassadenmalereien, Wandbilder, Bühnenbilder und ähnliches, ebenfalls in wechselnder Zusammensetzung. Infolge schwerer wirtschaftlicher Verhältnisse waren solche Aufträge sehr willkommen.

Als Beispiele von solchen Teamarbeiten seien genannt:

  • 1910 Fassadenmalerei an der Tuchlaube in Aarau (Alte Schaal):
    M. Burgmeier und E. Bolens
  • 1920 Fassade und Innenräume des Restaurant Affenkasten:
    M. Burgmeier und E. Bolens
  • 1924 Bühnenbild für das Festspiel des eidg. Schützenfestes:
    M. Burgmeier und E. Bolens
  • 1932 Bühnenbilder für die Centenarfeier des eidg. Turnvereins Aarau:
    M. Burgmeier und E. Maurer
  • 1933 Fassade des Salmen, Metzgergasse 8 (Thema: Bachfischet) und Kachelofen:
    M. Burgmeier, E. Maurer und G. Fischer
  • 1937 Wandbild in der Kirche Beinwil:
    E. Maurer und P. Eichenberger
  • 1946 Dachuntersicht Apotheke Dr. Fehlmann, Vordere Vorstadt 16:
    E. Maurer und F. Brunnhofer

Wie man sich eine solche Zusammenarbeit vorstellen muss, beschrieb P. Eichenberger in einem Arbeits-Report um 1937. Während dieser Zeit schuf er gemeinsam mit Eugen Maurer das grosse Wandbild in der Kirche Beinwil am Hallwylersee.

„Ich glaube, dass auch Herr Maurer sich gern an die Zeit erinnert, da wir in einem gerade leerstehenden Fabriksaal zusammen die Entwürfe ausarbeiten.
Wir haben alle 9 Bilder (4 x 3 m) miteinander aufgezeichnet und während dieser Arbeit kritisch durchgesprochen, wobei sie in Einzelheiten mitunter merklich von meinen Entwürfen abwichen. Aber so verschieden wir beide zur Malerei eingestellt sein mögen, unsere Einstellung zueinander wurde dadurch nie getrübt. Wir waren beide bemüht, unsere Einwände und Vorschläge so sachlich wie möglich zu begründen.
Und da uns nur die Güte der gemeinsamen Sache am Herzen lag, so war auch immer ein Weg zu finden, zu dem sich beide bequemen konnten.Dank der gründlichen Vorbereitung der Entwürfe ging deren Uebertragung auf die Wand flott von statten. In der Regel wurde am Montagmorgen ein Bild in Angriff genommen.Am Mittwochabend war es jeweils zur Hauptsache schon fertig. Den Rest der Woche verwendeten wir zu gemeinsamer Kritik und zum Anbringen von Verbesserungen, wo sie uns dienlich schienen.“

Laut persönlicher Mitteilung der zwei Töchter des Malers, verkehrten die beiden Künstler während der gesamten gemeinsamen Arbeit an diesem Projekt per „Sie“.

Gemeinsame Zusammenkünfte

Ein weiteres Indiz für das gute Einvernehmen der Aarauer Künstlergruppe waren die legendären Zusammenkünfte in Zegligen BL. Sie traf sich nämlich dort regelmässig im „Rössli“ bei einem gemütlichen Nachtessen (Forelle blau oder gebacken aus dem eigenen Bach). Dieser Ort hinter der Schafmatt, im Verborgenen der Juralandschaft des Basellandes, war auf die Initiative von Otto Ernst zur Begegnungsstätte der Aargauer Maler geworden. Otto Ernst war als Maler und passionierter Wanderer sehr oft im Jura unterwegs, genau so wie viele seiner Malerkollegen und Freunde. Der Ausflug in die freie Natur erfolgte zu Zeiten vor der allgemeinen Motorisierung meist auf Schusters Rappen oder mit dem Postauto; kein Wunder deshalb, dass die Motive sehr häufig aus der Umgebung stammten, denn schliesslich mussten auch Staffelei und die Malutensilien irgendwie transportiert werden. Eine Wanderung von Aarau nach Zegligen ist im Buch: Max Burgmeier(Verlag Galerie Kleiner, Aarau) anschaulich beschrieben.

Der Malerkreis aus der Region Aarau umfasste weitere Namen wie

Ebenfalls aus dem Aargau stammten

Und nicht zuletzt auch Plastiker wie Eduard Spörri (1901-1995), Baden und Ernst Suter (1904-1987), Aarau

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt jedoch eindrücklich, dass im Aargau damals offenbar ein guter Nährboden für die schönen Künste bestand.

An dieser Stelle muss eine Persönlichkeit erwähnt werden, die im Aargauer Kulturschaffen des vergangenen Jahrhunderts eine bedeutende Rolle gespielt hat:

Heiny Widmer *13.1.1927 Wettingen, † 10.4.1984 Aarau

Maler, Zeichner und Lithograf. Glasfenster und Betonrelief. Zeichenlehrer an der Kantonsschule Aarau. 1970-1983 Konservator des Aargauischen Kunsthauses in Aarau.

– Als Konservator war Heiny Widmer massgeblich beteiligt am Sammlungskatalog des Aargauer Kunsthauses (von Amiet bis heute).
– Als Kurator erarbeitete er ein neues Sammlungskonzept für das Aargauer Kunsthaus und gestaltete Ausstellungen, die in der ganzen Schweiz Beachtung fanden.
– In den Bänden 1 und 2 „Aargauer Almanach auf das Jahr 1975“ dokumentierte er das Kulturleben des Kantons und schrieb Biographien der damals tätigen Künstler, zurückreichend bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
– Als Entdecker und Förderer von Künstlern trug Heiny Widmer dazu bei, dass sich die Region damals zu einer eigentlichen Kunstmetropole entwickelte.
– Als begnadeter Pädagoge konnte er seine Begeisterung und Liebe für die Malerei in seinen legendären Museumsführungen an ein grosses Publikum vermitteln.
– Als Autor verfasste er Bücher sowie eine Vielzahl von Essays und Betrachtungen zu Kunst und Künstlern in Zeitungen und Zeitschriften.